Distanz: 35km
Höhenmeter: 1400m
Am Samstag früh ging es in San Carlos de Bariloche los. An der Bushaltestelle habe ich einen Hamburger getroffen der keine 500m von mir entfernt wohnt und auch die Tour über den Gletscher machen will. Mit dem Bus ging es zunächst am Lago Gutiérrez und Lago Mascardi entlang nach Pampa Lindai. Nach 2 1/2 Stunden Fahrt sind wir am Einstieg zur Tour angekommen. Nachdem wir unsere Wasserflaschen aufgefüllt haben ging es endlich los. Der Trail startet zunächst recht gemütlich, nach der Überquerung des Gletscherflußes schlängelt sich der Weg durch den Wald bergauf.
Bei 30 Grad und Sonnschein freut man sich über jedes bisschen Schatten. Auf 1200m Höhe gibt es nur noch Büsche die kaum Schatten spenden, zusätzlich quälen uns die Mücken, die jedes Stückchen unbedeckte Haut angreifen. Jedoch werden wir mit herrlichem Ausblick auf den Gletscher und den Wasserfall belohnt.
Die letzten 200 Höhenmeter führen durch ein Lavafeld und das Refugio Meiling ist in Sichtweite.
Nach 3 1/2 Stunden Gehzeit erreichen wir das Refugio. Der Ausblick ist grandios und über uns ziehen Kondore ihre Kreise. Nachdem wir uns im Refugio registriert haben genießen wir den Ausblick auf die umliegenden Gipfel und machen einen Ausflug zum Gletscher.
Die Übernachtung im Refugio ist kein Schnäppchen, 200 AR$ für einen Platz im Matratzenlager, 100 AR$ für den Schlafsack und 200 AR$ fürs Abendessen. Das Feierabendbier kostet 50 AR$, es ist zwar nur ein Warsteiner (0,33l), aber nach der Wanderung schmeckt jedes Bier. Zum Abendessen gibt es Steaks mit Kartoffelbrei mit ordentlich Nachschlag. In der gemütlichen Runde mit Leuten aus Buenos Aires und Bariloche gönnen wir uns ein Fläschchen Malbec. Gegen 21:30h geht die Sonne unter und die ersten Sterne sind zu sehen. Da es weit und breit kein künstliches Licht gibt und auch kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist, haben wir einen atemberaubenden Sternenhimmel sogar mit Sternschnuppen. Die Nacht im Refugio ist warm aber laut, meine Nachbarn schnarchen die ganze Zeit. Nach dem Frühstück machen wir uns für die Gletscherquerung fertig, warme Sachen, Sonnenbrille, Gamaschen, Helm und Sitzgurt sind notwendig. Der erste Abschnitt ist ziemlich anspruchsvoll. Es gibt zwar noch kein Eis bzw. Schnee, aber es ist steil und rutschig, das ist für einige in der Gruppe eine echte Herausforderung. Am Gletscherrand angekommen erzählt der Guide einiges über den Gletscher. Jedoch weiß er nicht viel, meine Fragen nach Dicke, Größe und Veränderung des Gletschers in den letzten Jahren bleiben unbeantwortet. Dafür erklärt er ausführlich wie wir uns bei der Überquerung zu verhalten haben. Der erste Abschnitt über den Gletscher führt durch Schnee und wir brauchen keine Steigeisen. Wir laufen recht knapp an den Gletscherspalten vorbei, aber die Spalten sind nicht sehr tief.
Nach 1h geht es dann steil bergab, es ist der schwierigste Teil der Tour, wir sind angeseilt, aber das macht es nicht einfacher.
Die Mädels sind sehr vorsichtig und langsam, deshalb ist das Seil zu sehr gespannt und zieht sie nach unten. Der Sturz ist nicht zu vermeiden, aber die Sicherung durch den Hintermann verhindert schlimmeres. Nachdem wir uns aufeinander abgestimmt haben, geht es dann gut vorwärts und wir erreichen den Gletscherrand. Hier werden wir wieder von Kondoren begrüßt. Zunächst sind nur die Altvögel zu sehen aber nach kurzer Zeit kommen auch die Jungvögel dazu, teilweise sind 16 Kondore über uns und fliegen dicht an uns vorbei. Für mich der schönste Moment der Tour.
Der Abstieg zum Refugio Agostino Rocca ist nicht einfach, aber Dank der im Fels angebrachten Ketten gut zu schaffen. Nach 2 1/2 Stunden Gehzeit erreichen wir unser Tagesziel. Das Refugio liegt am Paso de las Nuebes, mit herrlichem Blick auf das Tal mit dem Rio Frias.
Im Refugio gibt es eine Heizung und warmes Wasser. Ein kleines Wasserkraftwerk liefert ausreichend Strom. Die Dusche kostet jedoch 100 AR$, wir verzichten und waschen uns am Waschbecken. Die Übernachtung mit Verpflegung kostet hier 500 AR$, mit 3 Gängen zum Abendessen und Frühstück recht fair, zumal hier alles zu Fuß hergebracht werden muß. Die Jungs vom Refugio sind sehr freundlich und beantworten geduldig unsere Fragen. Der Koch versteht sein Handwerk, es gibt nach der Maissuppe eine Art Gulasch mit Polenta. Als Nachtisch steht Schokoladenmouse auf dem Tisch. Den Abend verbringen wir mit 2 Franzosen und einer Französin, die wir auf dem Trail kennengelernt haben. Die 3 waren richtig nett und wir hatten einen schönen Abend. Am nächsten Morgen sind wir dann zu fünft Richtung Lago Frias aufgebrochen.
Das erste Teilstück geht steil bergab ins Tal, aber Dank der kleinen Bäumchen gibt es überall ausreichend Halt. Nach 1 Stunde erreichen wir den Fluß, nun verläuft der Pfad parallel zum Fluß durch den schattigen Wald.
Viele der riesigen Baume sind umgestürzt und versperren den Weg. Aber der Trail ist gut ausgebaut und immer wieder sind Stufen oder Tore in Bäume gesägt. Der Pfad verläuft jetzt durch ein Sumpfgebiet, aber da es die letzten Tage nicht geregnet hat kommen wir trockenen Fußes durch. Kurz vor unserem Ziel überqueren wir auf einer abenteuerlichen Brückenkonstruktion einzeln den Fluß.
Nach 3 1/2 Stunden erreichen wir Puerto Frias. Leider gibt es hier kein Bier, aber dafür ist das Bad im See umso erfrischender, die Argentinier die nach uns ankommen springen rein und rennen schreiend aus dem Wasser, denen wars zu kalt. Mit einem kleinen Boot fahren wir über den See nach Puerto Alegre, von dort geht es per Bus nach Puerto Blest, wo das große Touriboot auf uns wartet.
Wir mit unseren dreckigen Klamotten und den Rucksäcken passen nicht hierher. Wir alle haben Hunger – alle Vorräte sind aufgegessen – und müssen zusehen wie die Boottouristen ihre Brotzeit und Kekse an die Möven verfüttern. Willkommen in der Zivilisation!
Am Abend treffen wir uns alle nochmal zum Abendessen mit Bife de Chorizo, Bife de Ojo und einem gutem argentinischen Merlot. Ein perfekter Abschluß!
I don’t understand a single word, but the pictures are amazing 😮
Have fun!
Vanessa
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